Sonntag, 20. November 2011


"Ich wollte nicht zu Hause sitzen"




INTERVIEW SUSANNE KNAUL FOTOS JETTEKE VAN WIJK
Fadwa Barghuti ist Rechtsanwältin in Ramallah. Ihr Büro liegt gegenüber der Mukataa, dem Sitz des Palästinenserpräsidenten. Von ihrem Schreibtisch aus sieht sie das Grab Jassir Arafats. Ihr Mann ist einer der populärsten palästinensischen Politiker. Seit knapp zehn Jahren sitzt er in israelischer Haft. Von seiner Zelle aus setzt er sich für die innerpalästinensische Versöhnung und die Zweistaatenlösung ein. Er ist ein Hoffnungsträger, wurde lange als Nachfolger von PLO-Chef Jassir Arafat gehandelt. Seine Frau führt die Kampagne für seine Befreiung und aller palästinensischen Häftlinge an - bislang ohne Erfolg: Beim jüngsten Gefangenenaustausch für den israelischen Soldaten Gilad Schalit kommt Barghuti nicht frei.

sonntaz: Frau Barghuti, sind Sie enttäuscht, dass Ihr Mann bei dem Gefangenenhandel nicht dabei ist, oder hatten Sie damit gerechnet? Fadwa Barghuti: Marwans Fall ist besonders. Er ist politisch. Solange sich keine politische Lösung abzeichnet, hat er keine Chance, entlassen zu werden. Wir alle wissen, dass Marwan Barghuti kein gewöhnlicher Häftling ist, sondern dass das palästinensische Volk ihn als Führer betrachtet. Er ist immer an erster Stelle bei Umfragen, er ist heute so populär wie nie zuvor. Die Leute kennen ihn, sie wissen, was er denkt. Von den vergangenen 35 Jahren verbrachte er 17 im Gefängnis und sieben im jordanischen Exil. Er ist jetzt 52 Jahre alt. Seitdem er 17 ist, arbeitet er für sein Land, jeden Tag, ohne Pause.
Es gab Gerüchte, dass seine Entlassung wegen seiner Popularität und dem Generationskonflikt bei der Fatah zu einem Erdbeben in der Partei führen könnte. Gibt es Leute, die gar nicht so unglücklich darüber sind, dass Marwan Barghuti in Haft bleibt? Alle Palästinenser wollen, dass er aus dem Gefängnis kommt. Alle betrachten ihn als ein Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit. Sollte es wirklich Leute geben, die froh darüber sind, dass er im Gefängnis sitzt, dann handelt es sich um einzelne Personen und nicht unbedingt um Mitglieder der Fatah, und dann ist das ihr Problem.

Wie haben Sie beide sich kennengelernt? Wir kannten uns schon als Kinder, wir sind entfernt miteinander verwandt. Im Jahr 1978 ist Marwan zum ersten Mal ins Gefängnis gekommen. Ich war 14 und damals schon begeistert von ihm. Ein Jahr vor seiner Entlassung, er war damals insgesamt drei Jahre im Gefängnis, schrieb er mir einen Brief mit der Bitte, mich nicht mit einem anderen Mann zu verloben. Mit der Hochzeit hat es sich dann über ein Jahr hingezogen, weil er jedes Mal, wenn wir einen Termin dafür angesetzt hatten, verhaftet oder zum Verhör abgeholt wurde.
Hatte Ihr Mann Einfluss auf Ihre politische Arbeit? Anfang der achtziger Jahre gründete ich mit anderen Feministinnen die Frauenorganisation für Sozialarbeit, die auch als Deckmantel für unsere politische Arbeit diente, denn damals war die Mitgliedschaft in der Fatah verboten. Die heutige Frauenministerin Rabiha Diab gehörte zu unserer Gruppe. Marwan trieb mich dazu an, Jura zu studieren.
Was wollten Sie ursprünglich machen?Ich hatte mich in Ramallah für Mathematik eingeschrieben, aber nach seiner Deportation begann ich in Amman auf sein Drängen hin mit Rechtswissenschaften. Er argumentierte, es sei wichtig, Frauen in diesen Bereich zu bekommen, damit sie besser für ihre Rechte in der Gesellschaft kämpfen können.
Hatten Sie damals schon Kinder?Ja, vier Kinder. Das jüngste war sechs Monate alt, das älteste etwas älter als fünf Jahre. Das war sehr schwierig, aber Marwan ließ nicht locker, er ging mir manchmal auf die Nerven. Er bestand darauf, dass ich studiere, also habe ich studiert. Mein Schwerpunkt waren Frauenrechte und soziale Angelegenheiten, also Schariarecht, in dem es um Familien- und Erbrecht geht. Das ist das Kernproblem in der Frauenfrage.
Im April 2002, auf dem Höhepunkt der Al-Aksa-Intifada, kam Ihr Mann ins Gefängnis. Was änderte sich damit für Sie? Bis zur Verhaftung von Marwan arbeitete ich eher im Hintergrund, aber das ging dann nicht mehr. Es sind damals Tausende Palästinenser verhaftet worden, Marwan war nicht der einzige. Ich musste mich entscheiden: Sollte ich zu Hause sitzen und auf ihn warten, oder sollte ich versuchen, etwas zu verändern. Damals kamen viele Menschen zu mir. Die Leute, vor allem Fatah-Anhänger, waren nach der Verhaftung von Marwan extrem verunsichert. Auf nichts anderes hatte Israel abgezielt. Die Intifada und der Geist der Intifada sollten mit der Verhaftung Marwans weggesperrt werden. Ich musste den Menschen Mut machen.
Wie?
Noch am Tag der Verhaftung habe ich al-Dschasira mein erstes Interview gegeben. Die Israelis hatten ihn mitgenommen. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Marwan war entweder tot oder verhaftet, beides war schlimm, deshalb musste ich an die Öffentlichkeit gehen, ich musste mit den Leuten reden und sie ermutigen. Marwan ist der Führer, aber die Intifada ist ein Aufstand des Volkes, und das Volk wird den Kampf fortsetzen.
Wie oft können Sie Ihren Mann im Gefängnis besuchen? In den ersten drei Jahren war Marwan in Isolationshaft. Damals durften wir ihn nicht sehen. Die Kinder haben ihn seit seiner Verhaftung insgesamt nur dreimal besuchen dürfen. Ich selbst besuche ihn alle zwei Wochen für 45 Minuten. Wir sind dann durch eine Glasscheibe voneinander getrennt und können uns nur per Telefon unterhalten.
Ihr Mann ist wegen Beteiligung an vier Terroranschlägen verurteilt worden, bei denen insgesamt fünf Israelis zu Tode kamen. Er selbst hat seine Schuld immer abgestritten. Ist er wirklich unschuldig? Marwan ist ein politischer Fall. Die gesamte Anklage spricht von indirekter Verantwortung. Sie klagen ihn an, weil er der Führer der Fatah war. Aufgrund seiner Position ist er verantwortlich für alles, was im Namen von Fatah unternommen wurde. Sie nannten ihn den Ingenieur der Intifada. Seine Verantwortung ist eine sehr allgemeine.
Was halten Sie von Terror als Mittel im Kampf gegen Besatzung?Wir leben unter Besatzung, tatsächlich sind wir die letzte besetzte Nation weltweit. Jedes Volk, das um seine Befreiung kämpft, wählt seine Methode. Das internationale Recht gibt unterdrückten Völkern das Recht, sich zur Wehr zu setzen, und zwar mit allen Mitteln.
Mit allen Mitteln? Mit allen Mitteln, dazu gehört auch Gewalt. Die Methode der Gewalt kann richtig sein oder nicht, das muss ein Volk je nach Situation entscheiden. Die Palästinenser haben sich jetzt für den gewaltlosen Volkswiderstand entschieden. Nur wenn wir gewaltlos gegen die Besatzung kämpfen, können alle mitmachen. Dann ist es eine kollektive Arbeit. Das ist es, was wir wollen.
Das heißt, es gibt eine Grundsatzentscheidung über das Ende des Terrors? Ja, jetzt unterstützen wir den gewaltlosen Widerstand.
Zum zweiten Mal seit 1985, als 1.150 Palästinenser gegen drei israelische Soldaten ausgetauscht wurden, gelang es jetzt der Hamas, über eintausend palästinensische Häftlinge freizupressen, diesmal im Gegenzug für einen israelischen Soldaten. Was halten Sie von diesem Handel?
Die palästinensische Führung ist am Frieden interessiert und will eine gemeinsame Zukunft mit Israel aufbauen. Seit 18 Jahren …
 seit der Osloer Einigung der PLO und Israels auf eine schrittweise Lösung des Nahostkonflikts … … hat sie es nicht geschafft, so viele Häftlinge freizubekommen. Bei dem Handel der Hamas sind Hunderte Häftlinge entlassen worden, die unter die Kategorie "mit Blut an den Händen" fallen. Eine Amnestie für solche Häftlinge hat Israel gegenüber der palästinensischen Führung stets verweigert. Die Partner im Frieden werden also massiv benachteiligt. Die Botschaft, die Israel damit dem palästinensischen Volk schickt, ist: Wir entlassen Häftlinge nur im Rahmen eines Geiselhandels. Das ist weder für die politische Führung noch für die Leute auf der Straße besonders ermutigend. So etwas setzt sich fest in den Köpfen.
Dann war es ein Fehler?
Nein, es war kein Fehler, das heißt: Israel macht den Fehler und ist verantwortlich für die Folgen. Die Fatah stellt heute die Regierung, die Palästinensische Autonomiebehörde, die größte Partei innerhalb der PLO. Die Fatah ist vom Friedensprozess überzeugt. Trotzdem sitzen bis heute 2.550 Fatah-Anhänger in israelischen Gefängnissen.
Fast die Hälfte aller noch inhaftierten Palästinenser. Warum lässt Israel diese Häftlinge nicht raus oder wenigstens einige von ihnen? Als Geste. Stattdessen müssen unsere Häftlinge zusehen, wie ihre Mitinsassen von der Hamas in die Freiheit gehen. Sie fragen sich, was sie jetzt machen können. Als sie verhaftet wurden, hatten sie andere Befehle von der Führung, aber jetzt unterstützen sie den Frieden. Und weil sie das tun, werden sie bestraft.
Schwächt das nicht auch die Position von Präsident Machmud Abbas? Der Hamas gelingt, was er nicht schafft.
Israel stellt ihn vor den Augen seines Volkes in die Ecke. Natürlich wäre auch die Fatah in der Lage, Soldaten zu kidnappen als Faustpfand für einen Geiselhandel. Aber das wird sie nicht tun, denn im Moment glauben wir an Verhandlungen und eine friedliche Lösung. Warum macht Israel nicht das, was Irland gemacht hat und Südafrika? Dort wurden die Häftlinge im Rahmen des Friedensprozesses freigelassen.
Sie sagen: "Um des Friedens willen muss mein Mann auf freien Fuß kommen." Was könnte Marwan Barghuti besser machen als Abbas?
Es wird keinen Frieden geben, solange ein Teil der demokratisch gewählten Führung hinter Gittern sitzt. Marwan ist ins Parlament gewählt worden, in die PLO und in den Zentralrat der Fatah. Es hat keinen Sinn, politische Führer einzusperren und gleichzeitig den Frieden zu wollen. Wenn Marwan freikommt, wird er beim Volk sein und für Frieden und Unabhängigkeit kämpfen. Er wird nicht ruhen, bis die Spaltung zwischen Hamas und Fatah beendet ist. Er wird eine wahrhaft demokratische Gesellschaft aufbauen. Er wird Meinungsverschiedenheiten überwinden. Er wird eine Gesellschaft aufbauen, die voller Freiheit ist, in der jeder Mensch respektiert wird, und eine Gesellschaft, in der gleiche Rechte für Frauen wie für Männer gelten.
Was qualifiziert ihn dafür mehr als Abbas?
Er genießt größere Popularität und ist viel dichter am Volk. Er hat sich nie um ein hübsches Büro gekümmert, nicht um schnelle Autos oder eine VIP-Karte. Immer wenn er in Freiheit war, war er unter seinen Leuten, auf der Straße. Die Menschen kennen ihn, er hat größeren Einfluss auf sie. Marwan könnte die Lücken füllen, die Abbas und Regierungschef Salam Fajad vom Volk trennt. Die drei zusammen können etwas erreichen.
Glauben Sie, dass die Fatah genug für Marwan unternimmt?
Entscheidend ist, was Israel unternimmt. Es gibt wieder Hoffnung. Abbas will die Entlassung Marwans zur Bedingung für weitere Verhandlungen machen. Es gibt jetzt drei Voraussetzungen für die Wiederaufnahme von Verhandlungen: die Grenzen auf der Basis von 1967, Baustopp in den Siedlungen und die Amnestie, die Israels Expremier Olmert versprochen hat.
Glauben Sie, dass es derzeit eine Chance für den Frieden gibt?
Es ist hundertprozentig unmöglich einen Frieden zu erreichen. Mit der Regierung von Ministerpräsident Netanjahu und Außenminister Lieberman gibt es keinen Weg. Dies ist eine Regierung der Besatzung und des Siedlungsbaus, nicht des Friedens.
Was erhoffen Sie sich von der Internationalisierung des Konfliktes, auf die der Antrag der Palästinenser auf Vollmitgliedschaft bei den Vereinten Nationen abzielte?
Abu Masen [alias Machmud Abbas; Anm. d. Red.] hat sieben Jahre gewartet und an der Gewaltlosigkeit festgehalten, obwohl nicht alle in der Partei seiner Meinung waren. Er hoffte, dass er die palästinensischen Ziele allein durch Verhandlungen erreichen kann und ist gescheitert. Er hatte keine Wahl, als vor die UN zu ziehen. Wenn es nicht klappt, gibt es andere Optionen. Wir haben einen Plan. Abu Masen weiß, was er tut. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir der Besatzung keine weitere Legitimität erteilen werden. Wir sind es leid, als Subunternehmer für die Besatzung herzuhalten.
Was ist der Plan?
Das versuchen wir herauszufinden. Es gibt Arbeitskreise und Komitees. Es geht in erster Linie darum, die Aufgaben der Palästinensischen Autonomiebehörde zu definieren. Unser Ziel ist es, das Volk von der Besatzung zur Freiheit zu bringen. Was im Moment passiert, ist das Gegenteil. Im Moment erleichtert die Autonomiebehörde die Besetzung noch. Wir wollen sie effektiver einsetzen.
Die Fortsetzung dessen, was Regierungschef Fajad vor zwei Jahren begonnen hat, die Vorbereitung auf den eigenen Staat Palästina?
Nein, anders, aber im Moment kann ich noch nicht mehr dazu sagen.
Marwan Barghuti hatte in seinem Verfahren nie einen Anwalt. Glauben Sie, dass die hohe Strafe von fünfmal lebenslänglich plus zwanzig Jahre …
… nicht zwanzig, vierzig …
 stimmt …
… es sind insgesamt vielleicht 400 Jahre.
Glauben Sie, dass diese hohe Strafe darauf zurückzuführen ist, dass er einen Rechtsbeistand ablehnte?
Nein, nein. Es war immer klar, dass es sich um einen politischen Prozess handelte. Er wurde stellvertretend für das palästinensische Volk und die palästinensische Führung vor Gericht gebracht. Es bedeutete nichts anderes als eine Erniedrigung. Für ihn war klar, dass er das Gericht nicht anerkennen würde, also konnte er auch keinen Verteidiger beauftragen. Er hat von Anfang an gesagt, dass er Anwälte nur braucht, damit sie Briefe nach draußen bringen.
Was haben Sie gedacht, als Sie sich von Ihrem zu 400 Jahren Haft verurteilten Mann verabschiedeten? Haben Sie sich jemals gefragt, warum Sie einen Politiker geheiratet haben anstelle vielleicht eines Arztes, der zu Hause ist, wenn Sie und die Kinder ihn brauchen?
Niemals. Ich bin sehr stolz, die Frau eines Freiheitskämpfers zu sein. Der Gedanke, es könnte ein Fehler sein, Marwan Barghuti geheiratet zu haben, kam nicht auf. Am Tag des Urteils dachte ich: Warum leben wir unter Besetzung? Nur wegen der Besetzung musste mein Mann ins Gefängnis, und ich und unsere Kinder blieben allein. Unser jüngster Sohn war damals elf Jahre alt. Ich war immer sehr stolz auf Marwan und darauf, wie sehr die Leute ihn schätzen. Meine Loyalität zu Marwan war eine Verpflichtung, aber sie stand nie in Frage. Wir sind Teil des palästinensischen Volkes. Nur weil er Marwan Barghuti heißt, gibt uns das keinen besonderen Platz oder irgendetwas Besonderes.
Denken Ihre Kinder auch so?
Natürlich sind sie stolz auf ihren Vater, vor allem wenn sie sehen, mit wie viel Respekt die Palästinenser über ihn reden. Manchmal gibt es Probleme, wenn sie andere Kinder sehen, die mit ihren Vätern zusammen sind. Dann denken sie, dass ihnen das fehlt. Auch in den Schulen sind es an Elternsprechtagen in der Regel die Väter, die dort vertreten sind, in unserem Fall gehe ich. Für Marwan ist die Trennung von seinen Kindern und seiner Familie die schlimmste Strafe.
Wie hat die Haftzeit Ihren Mann verändert?
Ich finde, dass er ruhiger geworden ist und mehr zu sich kommt. Er hat die Zeit genutzt, um viel zu lesen, Hunderte Bücher, von arabischen Schriftstellern und auch in anderen Sprachen. Er spricht jetzt fließend Englisch und Hebräisch. Und er hat seine Doktorarbeit geschrieben.
Wie lange wird es noch dauern, bis er frei kommt?
Ich bin zuversichtlich, dass er entlassen wird, denn das ist der Wunsch des palästinensischen Volkes. Er ist schon lange im Gefängnis, ich werde auf ihn warten.
Susanne Knaul, 50, ist Nahost-Korrespondentin der taz in Jerusalem. Sie lernte Marwan Barghuti kurz vor seiner Verhaftung kennen. Nicht nur aus Solidarität mit seiner Frau hätte sie lieber ihn auf der Amnestieliste gesehen, als jeden anderen der Häftlinge
"Immer wenn wir heiraten wollten, wurde Marwan verhaftet oder zum Verhör abgeholt"
"Es wird keinen Frieden geben, solange ein Teil der demokratisch gewählten Führung hinter Gittern sitzt"


Fadwa Barghuti

 Die Person: Fadwa Barghuti kam 1964 in dem Dorf Kobar, nördlich von Ramallah, zur Welt, aus dem auch Marwan Barghuti stammt. Sie hat vier Schwestern und zwei Brüder.
 Die Politikerin: Im Jahr 2006 wurde sie als Abgeordnete ins Rathaus von Ramallah gewählt und 2009 in den Revolutionsrat der Fatah, das zweithöchste Parteigremium.
 Die Rechtsanwältin: Als Anwältin engagiert sich Barghuti besonders für Frauenrechte - und kämpft für die Freilassung ihres Mannes Marwan.


Der Mann an ihrer Seite

 Die Person: Marwan Barghuti wurde 1959 im palästinensischen Dorf Kobar geboren. Er gilt als einer der führenden Köpfe während der zweiten Intifada von 2000 bis 2004/5. Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery hat ihn "Palästinas Mandela" genannt.
 Der Häftling: 2002 wurde Barghuti von der israelischen Armee in Ramallah festgenommen. Wegen Mordes und Mordversuchs an israelischen Zivilisten wurde er 2004 von einem Tel Aviver Gericht zu fünfmal lebenslänglich plus vierzig Jahren Haft verurteilt.
 Der Politiker: Auch aus der Haft heraus ist Barghutis Einfluss auf die Regierungspartei Fatah groß. Er ist seit 2006 Mitglied des palästinensischen Parlaments, übt das Mandat aber wegen der Haft nicht aus. Er ist Befürworter einer Zweistaatenlösung.


Quelle: TAZ Zeitung

Niemals die Hoffnung aufgeben


FADWA BARGHUTI UND DER KAMPF UM IHREN MANN

Niemals die Hoffnung aufgeben

Marwan Barghuti, einer der populärste palästinensische Politiker, sitzt trotz des Austausches weiter in israelischer Haft. Seine Frau Fadwa kämpft seit zehn Jahren für seine Freilassung.VON SUSANNE KNAUL








































































Hofft auf seine Freilassung: Fadwa Barghuti vor einem Portrait ihres inhaftierten Mannes bei einer Pressekonferenz im Jahr 2004. Bild:  dpa



Alle zwei Wochen darf Fadwa Barghuti ihren Mann Marwan sehen, für jeweils 45 Minuten. Sie sitzen sich dann gegenüber, getrennt durch eine Scheibe aus Sicherheitsglas und sprechen miteinander – per Telefon.

Marwan Barghuti ist einer der populärsten palästinensischen Politiker, er sitzt seit knapp zehn Jahren in Israel im Gefängnis, wegen Mordes an israelischen Zivilisten verurteilt zu fünfmal lebenslänglich und vierzig Jahren Haft. Insgesamt wohl 400 Jahre.
Im sonntaz-Gespräch erzählt Fadwa Barghuti, die als Rechtsanwältin in Ramallah für die Freilassung ihres Mannes kämpft, vom Leben an der Seite des Mannes, der für viele Palästinenser Heldenstatus hat. Ihm trauen sie vieles zu, wenn er denn frei käme.
Marwan Barghuti ist glaubwürdig, er gilt als Versöhner und entschiedener Anhänger einer Zweistaatenlösung, er könnte den Bruch zwischen der Fatah, für die er ins palästinensische Parlament gewählt wurde, und der islamistischen Hamas kitten, der israelische Friedensaktivist Uri Avnery hat ihn „Palästinas Mandela“ genannt.
Der Herbst brachte für Fadwa Barghutis Bemühungen, ihren Mann frei zu bekommen, einen Rückschlag: Bei dem zwischen Israel und Hamas ausgehandelten Gefangenenaustausch für den israelischen Soldaten Gilad Schalit wurde er nicht berücksichtigt.
Fadwa Barghuti begründet das damit, dass der Fall ihres Mannes politisch sei: „Solange sich keine politische Lösung abzeichnet, hat er keine Chance, entlassen zu werden.“ Er sei nun einmal kein einfacher Häftling, sondern werde vom palästinensischen Volk als Hoffnungsfigur wahrgenommen, der heute so populär sei wie nie zuvor.

Fadwa Barghuti lernte ihren Mann kennen, da war sie noch ein Kind. Beide stammen aus dem selben Dorf im Westjordanland, sie sind weitläufig miteinander verwandt. Als sie 14 war, kam er zum erste Mal in Haft. Für drei Jahre. Ein Jahr vor seiner Entlassung schrieb er ihr, sie solle sich nicht mit einem anderen Mann verloben. Auf die Hochzeit mussten sie dann beide noch über ein Jahr warten: "Weil er jedes Mal, wenn wir einen Termin dafür hatten, verhaftet oder zum Verhör abgeholt wurde".


on ihrer Anwaltskanzlei in der palästinensischen Stadt Ramallah mit Blick auf den Amtssitz des palästinensischen Präsidenten und das Grabmal des legendären PLO-Chefs Jassir Arafat ­ organisiert Fadwa Barghuti die Kampagne für die Freilassung ihres Mannes und aller palästinensischen Häftlinge.
Für sie ist die Freilassung ihres Mannes eine Bedingung für Frieden im Nahostkonflikt: "Es wird keinen Frieden geben, solange ein Teil der demokratisch gewählten Führung hinter Gittern sitzt." Ohnehin aber glaubt sie, dass mit der derzeitigen israelischen Regierung Frieden "hundertprozentig unmöglich" sei. Die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu sei "eine Regierung der Besatzung und des Siedlungsbaus, nicht des Friedens".
Im sonntaz-Gespräch beschreibt Fadwa Barghuti, warum sie dennoch die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben will, warum sie glaubt, dass ihr Mann eines Tages frei kommt und wie schwierig es vor allem für ihre Kinder sei, den Vater nicht sehen zu können.
Quelle: http://www.taz.de/!82210/
Das ganze sonntaz-Gespräch mit der Rechtsanwältin Fadwa Barghuti lesen Sie hier: 
http://fatehyouthgermany.blogspot.com/2011/11/ich-wollte-nicht-zu-hause-sitzen.html


Mittwoch, 9. November 2011

Fadwa Barghouti: 'Israelis do not want peace'



http://www.freebarghouti.org/

http://rt.com/news/barghouti-peace-israel-shalit-201/

Despite the prisoner exchange deal between Israel and Hamas, thousands of other Palestinians remain in jail. RT talks to the wife of a high-profile prisoner, considered a terrorist by Israel, but a hero by Justinianus.

He is regarded by many as the Palestinian Nelson Mandela. The alleged founder of Fatah's Tanzim armed wing, Marwan Barghouti has been imprisoned in Israel for nearly a decade, serving five life sentences for murdering five Israelis. Over the years, his release has been one of the major stumbling blocks in the Gilad Shalit prisoner exchange deal.

His wife, Fadwa Barghouti, insists the reason that Israelis are releasing other Palestinians with blood on their hands while her husband remains in jail comes down to pure politics.

"His judgment and sentencing in an Israeli court was all political. The Israelis put him in jail because he is the leader of the Palestinian people and the Israelis don't want there to be Palestinian leaders," she told RT. "He is a symbol of unity between Palestinians. The Israelis are afraid to release him because he can bring about reconciliation between Hamas and Fatah."

Mittwoch, 2. November 2011

Brief an die Generaldeligation in Berlin

An den palästinensischen Generaldelegierten in Berlin S . E. Herrn Abdel Shafi 
Ostpreußendamm 170
12207 Berlin

Sehr geehrter Herr Botschafter, lieber Herr Abdel Shafi,

Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zur Aufnahme Palästinas in die UNESCO, der Weltorganisation für Erziehung Wissenschaft und Kultur. Ich gratuliere Ihnen und damit Ihrem Volk, dass die weit überwiegende Mehrheit der Völker dieser Erde durch ihre Staatschefs damit eindrucksvoll das palästinensische Recht auf Eigenstaatlichkeit proklamierte. Sie haben damit einer längst überfälligen moralischen Verpflichtung entsprochen.

Beschämt bin ich als Deutscher, dass die deutsche Regierung ängstlich und ohne Selbstvertrauen in vermeintlicher Bringschuld gegenüber den USA Ihrem Volk das Recht abspricht, einer VN-Organisation anzugehören, die ethischen Grundsätzen folgend, dem Weltfrieden und der Gerechtigkeit dient. Beschämend für Deutschland , dass wir wissend zu spät kommen und dabei die Chance versäumen, eine gemeinsame europäische Antwort zu geben! Die Zukunft gehört Ihnen und Ihrem Bestreben nach Eigenstaatlichkeit.

Mit allen guten Grüßen

Deutsch-Arabische Gesellschaft (DAG) - das deutsche Mitglied in EURABIA

Harald Moritz Bock
Generalsekretär der DAG

Calvinstr. 23
D-10557 Berlin
Tel.: +4930 / 8094 1992 Fax: +4930 / 8094 1996
E-Mail: info@d-a-g.de
Homepage: www.d-a-g.de 


DAG
Deutsch-Arabische Gesellschaft e.V.
Calvinstr. 23
D-10557 Berlin
Tel.: +4930 / 8094 1992
Fax: +4930 / 8094 1996
E-Mail1: info@d-a-g.de
E-Mail2: darwich@d-a-g.de
Homepage: www.d-a-g.de