Samstag, 31. März 2012
Marwan Barghouti sendet eine neue Botschaft.
MARWAN BARGHOUTI hat seine Meinung geäußert. Nach langem Schweigen sandte er eine Botschaft aus dem Gefängnis.
Für israelische Ohren klingt diese Botschaft nicht angenehm. Aber für die Palästinenser und für die Araber im Allgemeinen ist sie logisch.
Seine Botschaft könnte nun das neue Programm der palästinensischen Befreiungsbewegung
werden.
Er ruft zu einer 3. Intifada auf, einem gewaltlosen Massenaufstand im Geist des arabischen Frühlings.
Sein Manifest ist eine klare Ablehnung der Politik von Mahmoud Abbas, der eine eingeschränkte, aber sehr bedeutende Zusammenarbeit mit den israelischen Besatzungs-behörden pflegt. Marwan ruft zu einem völligen Bruch aller Arten von Zusammenarbeit auf, sei es auf wirtschaftlichen, militärischen oder anderen Gebieten.
Ein Hauptpunkt dieser Zusammenarbeit ist die tägliche Kollaboration der von Amerikanern ausgebildeten palästinensischen Sicherheitsdienste mit den israelischen Besatzungskräften.
Diese Vereinbarung hat gewalttätige palästinensische Angriffe in den besetzten Gebieten und in Israel selbst wirksam gestoppt. Dies garantiert praktisch die Sicherheit der wachsenden israelischen Siedlungen in der Westbank.
Marwan ruft auch zu einem totalen Boykott Israels, israelischer Institutionen und Produkte in den palästinensischen Gebieten und in aller Welt auf. Die israelischen Produkte sollten in den Läden der Westbank verschwinden, palästinensische Produkte sollten gefördert werden.
Gleichzeitig befürwortet Marwan ein offizielles Ende der Scharlatanerie, die „Friedensverhandlungen“ heißt. Dieser Terminus wird übrigens in Israel nicht mehr gehört. Zunächst wurde er durch „Friedensprozess“ ersetzt, dann durch „politischer Prozess“ und zuletzt durch „politische Sache“. Das einfache Wort „Frieden“ ist unter den Rechten und den meisten Linken zu einem Tabu-Wort geworden. Es ist politisches Gift.
Marwan schlägt vor, das Nicht-Vorhanden-sein von Friedensverhandlungen offiziell zu machen. Keine internationalen Gespräche über die „Wiederbelebung des Friedensprozesses“, kein Herumhasten lächerlicher Leute wie Tony Blair, keine nichtssagenden Ankündigungen von Hillary Clinton und Catherine Ashton, keine leeren Erklärungen des „Quartetts“. Da die israelische Regierung klar die Zwei-Staaten-Lösung aufgegeben hat – falls sie sie wirklich jemals akzeptiert hat – den Vorwand aber aufrecht erhält, fügt diese Heuchelei dem palästinensischen Kampf nur Schaden zu.
Anstelle dieser Heuchelei schlägt Marwan vor, die Schlacht in der UNO zu erneuern. Zunächst noch einmal den Sicherheitsrat anzurufen, um Palästina als einen Mitgliedsstaat anzuerkennen und so die USA herauszufordern, ihr einsames Veto praktisch offen gegen die ganze Welt zu setzen. Nach der erwarteten Zurückweisung des palästinensischen Antrages durch die UN -Vollversammlung als Ergebnis des Veto, wo die große Mehrheit zugunsten Palästinas stimmen würde. Obwohl dies nicht verpflichtend ist, würde dies demonstrieren, dass die Freiheit Palästinas die überwältigende Unterstützung der Familie der Nationen hätte und so Israel (und die USA) sogar noch mehr isolieren würde.
Parallel zu diesem Aktionskurs besteht Marwan auf palästinensischer Einheit und nützt seine beträchtliche moralische Kraft aus, um Fatah und Hamas unter Druck zu setzen.
ZUSAMMENFASSEND hat Marwan Barghouti alle Hoffnung aufgegeben, die palästinen-sische Freiheit durch Zusammenarbeit mit Israel zu erreichen oder selbst mit Israels Oppositionskräften. Die israelische Friedensbewegung wird nicht mehr erwähnt. „Normalisierung“ ist zu einem Schimpfwort geworden.
All diese Ideen sind nicht neu. Aber wenn dies vom palästinensischen Gefangenen Nr. 1 kommt, dem wichtigsten Kandidaten für die Nachfolge von Mahmoud Abbas, dem Helden der palästinensischen Massen, so bedeutet dies ein Wandel zu einem militanteren Kurs, in der Substanz und im Ton.
Er möchte zu einem Stopp des allmählichen und unfreiwilligen Abgleitens der palästinensischen Behörde in eine Vichy-artige Kollaboration aufrufen, während die Ausdehnung des israelischen Siedlungsunternehmens ungestört weitergeht.
ICHT ZUFÄLLIG veröffentlichte Marwan sein Manifest am Vorabend des „Tags des Bodens“, dem weltweiten Tag des Protestes gegen die Besatzung.
Der „Tag des Bodens“ ist der Jahrestag eines Ereignisses, das 1976 als Protest gegen die Entscheidung der israelischen Regierung stattfand, große arabische Ländereien in Galiläa und andern Teilen Israels zu enteignen. Die israelische Armee und Polizei schossen auf die Demonstranten und töteten sechs von ihnen. (Am Tag danach legten zwei meiner Freunde und ich Kränze auf die Gräber der Opfer – eine Handlung, die mir einen Ausbruch von Hass und Diffamierung von israelischer Seite einbrachte, wie ich es selten erfahren habe. )
Der Tag des Bodens war ein Wendepunkt für Israels arabische Bürger, und später wurde es ein Symbol für alle Araber überall. In diesem Jahr drohte die Netanjahu-Regierung, auf jeden zu schießen, der sich nur unsern Grenzen nähert. Es könnte ein Auslöser für die 3. Intifada sein, die von Marwan verlangt wird.
Seit einiger Zeit ist die Welt gegenüber Palästina selbstzufrieden geworden. Alles scheint ruhig. Netanyahu ist es gelungen, die Aufmerksamkeit der Welt von Palästina auf den Iran zu lenken. Aber in diesem Land steht nichts still. Während es so aussieht, als geschähe nichts, wachsen die Siedlungen unaufhörlich. Und so wächst der Groll der Palästinenser, die dies mit eigenen Augen sehen.
Marwan Bargouthis Manifest drückt das beinah einmütige Gefühl der Palästinenser in der Westbank und anderswo aus. Wie Nelson Mandela in der Apartheid Südafrika kann der Mann im Gefängnis bedeutender sein als die Führer außerhalb.
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Dienstag, 28. Februar 2012
Bericht 3sat: Abdallah Frangis Biografie
Ein Leben für Palästina
Abdallah Frangis Biografie "Der Gesandte"
Abdallah Frangi war vier Jahrzehnte lang das Gesicht und die Stimme Palästinas in Deutschland. Jetzt hat er ein Buch über sein Leben geschrieben. "Der Gesandte - mein Leben für Palästina" ist ein einzigartiges Dokument eines palästinensischen Botschafters in Deutschland.
Abdallah Frangi wurde 1943 in Beersheva im damaligen Palästina geboren und wuchs in einer einflussreichen Beduinenfamilie auf. 1948, als der Staat Israel gerade gegründet worden war, wurde die Familie vertrieben und landete in einem Flüchtlingslager. Dort formierte sich erstmals die palästinensische Widerstandsbewegung Al-Fatah. Als Mitte der 1950er Jahre die israelische Armee den Gazastreifen besetzte, wurde die Familie Frangi erneut vertrieben.
Anfang der 1960er Jahre kam Frangi nach Deutschland. In Frankfurt am Main studierte er Medizin und Politik. Hier lernte er auch seine spätere Frau Benita kennen. Erstmals wird er damit konfrontiert, staatenlos zu sein - eine prägende Erfahrung. Frangi geriet in den Sog der Studentenbewegung und engagierte sich von Deutschland aus für die palästinensische Sache. Im "Club Voltaire" in der Frankfurter Innenstadt fand er damals Gleichgesinnte und den intellektuellen Austausch. Ein herber Rückschlag für die Sache Palästinas kam bei den Olympischen Spielen 1972. Das palästinensische Kommando "Schwarzer September" verübte ein Massaker an israelischen Sportlern. Frangi wurde zum Sicherheitsrisiko und über Nacht ausgewiesen. "Das Bild, das ich mir von Deutschland gemacht hatte, war zerstört," schreibt er in seinem Buch.
Israel schickte als Reaktion Mordkommandos, denen viele Kampfgefährten und Freunde Frangis zum Opfer fielen. Er selbst überlebte einen Anschlag nur knapp. 1974 schließlich wurde er offizieller Vertreter der PLO in Deutschland. Im Bonner Vorort Meckenheim lebte er mit seiner Familie. Sein Freund und Mentor, Palästinenserpräsident Jassir Arafat, ging bei ihm ein und aus. Frangi zog diplomatische Fäden in die Bonner Republik und traf Politiker wie Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher oder Heidemarie Wieczorek-Zeul. Zu Hans-Jürgen Wischnewski entwickelte er eine tiefe Freundschaft.
Der Lohn seiner Arbeit: 1993 wurde die palästinensische Flagge vor dem Büro Palästinas in Bonn gehisst. Ein Jahr später übergab die Bundesdruckerei die ersten Pässe an die Palästinenserbehörde. Der Frieden mit Israel war zum Greifen nah, doch der Mord an Yitzhak Rabin, der Bau israelischer Siedlungen und zwei Intifadas torpedierten den Friedensprozess. Heute trennt eine Mauer Israelis von Palästinensern. 2005 verließ Frangi Deutschland und wurde später außenpolitischer Berater des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. Ihre Lebensaufgabe: ein Palästinenserstaat neben Israel.
Trotz aller Kritik ist sein Buch keine Hasspredigt gegen Israel und Frangi kein Fanatiker. Sein Zuhause bleibt das diplomatische Parkett. Abdallah Frangis Biografie ist spannend geschrieben wie ein Agententhriller - ein Manifest der Versöhnung. Dass sich die deutsche Außenpolitik seit Jahren für einen Palästinenserstaat einsetzt, bleibt sein Verdienst. Doch Abdallah Frangi weiß: Seine Mission ist noch lange nicht beendet.
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Abdallah Frangi "Der Gesandte: Mein Leben für Palästina. Hinter den Kulissen der Nahost-Politik" Heyne 2011 ISBN-13: 978-3453193543 http://www.amazon.de/Gesandte-Pal%C3%A4stina-Hinter-Kulissen-Nahost-Politik/dp/3453193547 |
Mittwoch, 15. Februar 2012
Solidaritätskundgebung für Adnan Khader, palästinensischer Gefangener im Hungerstreik
Solidaritätskundgebung für Adnan Khader,
palästinensischer Gefangener im Hungerstreik
PalästinenserInnen gegen Apartheid
rufen zu einer Kundgebung auf
Donnerstag den 16. Februar 2012
10:30 bis 11:30 Uhr
Auswärtiges Amt am Werderscher Markt 1,
Berlin-Mitte
Der 33-jährige Palästinenser Adnan Khader befindet sich seit 61 Tagen in Hungerstreik, um gegen seine Administrativhaft (ohne Anklage, Aussicht auf ein Gerichtsverfahren oder anwaltlichen Beistand, ohne Besuchsrechte) und gegen seine unmenschliche und entwürdigende Behandlung durch die israelische Besatzungsbehörde und Polizei zu protestieren, die massiv gegen die Genfer Konvention für das humanitäre Völkerrecht verstoßen.
Adnan Khader befindet sich derzeit im Krankenhaus, ans Bett gefesselt und es wird ihm, wie jegliche anderen Rechte, eine unabhängige medizinische Untersuchung verweigert. Die israelischen Behörden ignorieren seinen lebensbedrohlichen Zustand und verstoßen damit gegen internationale Richtlinien (Ärzte für Menschenrechte; Addameer).
Adnan Khader ist nur einer von Tausenden palästinensischen Gefangenen (darunter viele Kinder und Jugendliche), die unter schlimmsten Haftbedingungen in israelischen Gefängnissen sitzen und jahrelang auf ihre gerichtliche Verfahren warten. (Marwan Barghouti, Ahmad Saadat, Abdallah Barghouti, ...)
Wir, die „PalästinenserInnen gegen Apartheid“, verurteilen auf das Schärfste das Vorgehen der israelischen Besatzungsbehörden und fordern die deutsche Regierung und die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf "das zionistische Regimel" auszuüben, bevor es spät wird.
Wir rufen alle Menschen auf, die sich für die universalen Menschenrechte einsetzen, sich uns anzuschließen und mit den politischen palästinensischen Gefangenen zu solidarisieren, um Adnan Khader und alle anderen Gefangenen eine Stimme und ein Leben in Freiheit und Würde zu geben.
palästinensischer Gefangener im Hungerstreik
PalästinenserInnen gegen Apartheid
rufen zu einer Kundgebung auf
Donnerstag den 16. Februar 2012
10:30 bis 11:30 Uhr
Auswärtiges Amt am Werderscher Markt 1,
Berlin-Mitte
Der 33-jährige Palästinenser Adnan Khader befindet sich seit 61 Tagen in Hungerstreik, um gegen seine Administrativhaft (ohne Anklage, Aussicht auf ein Gerichtsverfahren oder anwaltlichen Beistand, ohne Besuchsrechte) und gegen seine unmenschliche und entwürdigende Behandlung durch die israelische Besatzungsbehörde und Polizei zu protestieren, die massiv gegen die Genfer Konvention für das humanitäre Völkerrecht verstoßen.
Adnan Khader befindet sich derzeit im Krankenhaus, ans Bett gefesselt und es wird ihm, wie jegliche anderen Rechte, eine unabhängige medizinische Untersuchung verweigert. Die israelischen Behörden ignorieren seinen lebensbedrohlichen Zustand und verstoßen damit gegen internationale Richtlinien (Ärzte für Menschenrechte; Addameer).
Adnan Khader ist nur einer von Tausenden palästinensischen Gefangenen (darunter viele Kinder und Jugendliche), die unter schlimmsten Haftbedingungen in israelischen Gefängnissen sitzen und jahrelang auf ihre gerichtliche Verfahren warten. (Marwan Barghouti, Ahmad Saadat, Abdallah Barghouti, ...)
Wir, die „PalästinenserInnen gegen Apartheid“, verurteilen auf das Schärfste das Vorgehen der israelischen Besatzungsbehörden und fordern die deutsche Regierung und die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf "das zionistische Regimel" auszuüben, bevor es spät wird.
Wir rufen alle Menschen auf, die sich für die universalen Menschenrechte einsetzen, sich uns anzuschließen und mit den politischen palästinensischen Gefangenen zu solidarisieren, um Adnan Khader und alle anderen Gefangenen eine Stimme und ein Leben in Freiheit und Würde zu geben.
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