Samstag, 23. Februar 2013

Offener Brief - An den Vertreter des Hohen Flüchtklingskommissars der UNO in Berlin (UNHCR)

Palästinensische und arabische Vereine in Berlin - Offener Brief - An den Vertreter des Hohen Flüchtklingskommissars der UNO in Berlin (UNHCR) - Herrn Lindenbauer - 

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 22. Februar 2013



Sehr geehrter Herr Lindenbauer, 

wir wenden uns heute an Sie, um unsere Trauer und Verzweiflung über die Situation der leidenden Menschen in Syrien und in den Flüchtlingslagern in Jordanien, dem Libanon, der Türkei und im Irak zum Ausdruck zu bringen und Sie zu bitten, nicht nachzulassen mit Ihren Bemühungen, diesen Flüchtlingen zu helfen. Wir wissen, wie sehr Sie und Ihre Mitarbeiter sich bemühen, den Leidenden zu Hilfe zu kommen und ihnen das Lebensnotwendigste zu bringen.

Wir wissen, dass Sie sich um das Schicksal dieser Menschen genauso sorgen wie wir und die Verantwortlichen zum Handeln aufgefordert haben. Dafür sind wir Ihnen und den Mitarbeitern von UNWRA zutiefst dankbar.

Besonders wir Palästinenser, die seit 1948 ein Flüchtlingsschicksal erleiden, ertragen die Berichte und Bilder nicht mehr über die Zerstörung von Syrien, die Tausende von Flüchtlingen, das elende Dasein in den großen Flüchtlingscamps jetzt im Winter. Die Jordanier, Libanesen und Türken leisten in großem Maße Hilfe, sie sind aber völlig überfordert und haben kaum Unterstützung aus Europa. Sie wissen wie wir, in welchem Maße sich Europa abschottet und kaum Mitleid hat mit den Ertrinkenden vor Europas Grenzen, obwohl es doch so wenige sind, die versuchen, hierher zu kommen.

Seit 1948, seit der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat leben viele noch heute in Flüchtlingslagern im Libanon, in Jordanien und in Syrien. Durch Kriege wurden die Flüchtlinge, die im Irak lebten, getötet oder wieder vertrieben oder aus Kuwait ausgewiesen, andere litten im libanesischen Bürgerkrieg, Menschen, die nach Gaza geflüchtet waren, erleben bis heute willkürliche Bombardements der israelischen Armee.

Wir beweinten jedes Mal nicht nur die Toten, sondern litten mit den Menschen, deren Häuser und Lebensgrundlage wieder und wieder zerstört wurden. 

Deshalb fühlen wir einen großen Schmerz mit dem syrischen Volk, das viele Palästinenser als Flüchtlinge aufgenommen hat, die heute in Syrien leiden wie die anderen Zivilisten, die versuchen zu fliehen oder in den Flüchtlingslagern ausharren und zum Teil ohne Versorgung und medizinische Hilfe sind.

Unsere größte Angst betrifft diese Menschen in den palästinensischen Flüchtlingslagern in Syrien, zu denen Sie bis heute nicht vordringen konnten, um ihnen Nahrung, Kleidung, Zelte oder medizinische Hilfe zu bringen. Hunderte wurden getötet, viele verletzt, obwohl die Flüchtlingslager neutral und nicht Teil der Auseinandersetzungen sind. Zumindest bemühen sich die Verantwortlichen in den Lagern um die Neutralität, was ihnen leider nicht immer gelingt.

Wir Palästinenser hier in unserer sicheren Situation in Deutschland würden gerne mehr tun, um den Menschen in Syrien zu helfen. Aber wie so oft in unseren langen Jahren des Exils müssen wir wieder hilflos und nur von weitem Tod, Verletzung, Vertreibung und Leid der anderen miterleben.

Und wenn dieser Krieg in Syrien vorbei sein wird, kehren die Flüchtlinge aus Yarmouk nicht nach Hause zurück, sondern in das Flüchtlingslager Yarmouk und in die anderen Lager in Syrien und warten wie wir darauf, eines Tages nach Palästina zurückkehren zu können.

Wir möchten aufschreien und die Weltgemeinschaft auffordern: Helft den verletzten, den hungernden, den notleidenden Flüchtlingen.

Sehr geehrter Herr Lindenbauer, Sie verstehen, wie sehr wir uns nach einem Ende der Gewalt und nach Frieden sehnen. Deswegen haben wir uns entschlossen, Ihnen unseren Schmerz zu beschreiben und unseren Dank auszusprechen für Ihre Hilfe.

Palästinensische und arabische Vereine in Berlin - Ansprechpartner Dr. D Ahmad Muhaisen

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